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BIANCA BALDI

Patina

18.9. – 20.11.2022

Vernissage am Samstag, den 17. September um 17 Uhr

Bianca Baldi beschäftigt sich in ihren forschungsbasierten Arbeiten mit verborgenen Infrastrukturen und Erzählungen als Mittel der Wissensproduktion. Sie interessiert sich sowohl für fiktionale als auch für historische Themen und kombiniert in ihren vielschichtigen, sinnlichen Installationen Fotografien, Filme, Objekte und Schriften. Oft nimmt sie fotografische Dokumente aus kolonialen Kontexten als Ausgangspunkt für ihre Untersuchungen, um aufzuzeigen, wie scheinbar wissenschaftliche Archive vorherrschende Denkstrukturen verfestigen und reproduzieren.

Die Ausstellung Patina ist die bisher umfassendste Präsentation von Baldis vielseitigem Schaffen und zeigt verschiedene Arbeiten des letzten Jahrzehnts. Die Ausstellung ist inspiriert von der Idee der Patina, einem Konzept, das auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückgeht und drei verschiedene Bedeutungen hat:

(1) “eine Oberflächenerscheinung, die mit dem Alter oder dem Gebrauch besonders schön geworden ist.”

(2) “eine Erscheinung oder Aura, die sich aus der Assoziation, der Gewohnheit oder dem etablierten Charakter ergibt”

(3) “eine oberflächliche Hülle oder ein Äusseres”

Die meisten wissenschaftlichen Bezeichnungen für Patina finden sich heute in der Kunstgeschichte und in der Konservierung, wobei sie sich entweder auf die Ablagerungen auf alten Gemälden oder auf Oberflächeneffekte auf Metallgegenständen beziehen. Wichtig ist, dass die Mode der Patina in der westlichen Kunstwelt des 18. Jahrhunderts mit einer sozialen und politischen Dynamik verbunden war, in der das “Aussehen des Alters” zu einem begehrten Unterscheidungsmerkmal für die alten und neuen Eliten des Westens wurde. Unter Bezugnahme der politischen Ästhetik von Oberfläche und Erscheinung hinterfragt Baldis Ausstellung die Konstruktion von Identität, Authentizität, Verkörperung und Selbstdarstellung. Durch den Einsatz spezifischer fotografischer Techniken und Materialuntersuchungen der Oberfläche, wie inszenierte Studioaufnahmen oder Nahaufnahmen von Haut und Texturen, hinterfragt die Künstlerin die Inszenierung von Race und sozialer Schicht in der Geschichte. Ihre Arbeiten stützen sich auf historische und zoomorphe Recherchen, um aufzuzeigen, wie das Konzept des Speziesismus mit der Geschichte des wissenschaftlichen Rassismus verbunden ist. Indem sie persönliche Geschichten und literarische Figuren kombiniert, verbindet Baldi die Geschichte der südafrikanischen Apartheid mit dem europäischen Kolonialismus und der Schweiz, wie in ihrem jüngsten Werk über den berüchtigten Schweizer Professor für Zoologie und Geologie Louis Agassiz.

Biographie der Künstlerin

Bianca Baldi (geboren 1985 in Johannesburg, Südafrika) lebt in Brüssel. 2007 schloss sie ihren Bachelor of Arts an der Michaelis School of Fine Art in Kapstadt, Südafrika ab und beendete ihr Studium an der Städelschule in Frankfurt. Ihre Arbeiten wurden in grossen internationalen Ausstellungen wie der 11. Afrikanischen Biennale für Fotografie (Bamako), der 11. Shanghai Biennale, der 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst und in Gruppenausstellungen in der Kunsthalle Bern, der Extra City Kunsthal Antwerpen, dem Kunstverein Braunschweig und dem Kunstverein Frankfurt gezeigt. Zu den jüngsten Einzelausstellungen gehören Cameo im Grazer Kunstverein (2021), Versipellis bei Superdeals in Brüssel (2018), Eyes in the Back of Your Head im Kunstverein Harburger Bahnhof (2017) und Pure Breaths im Swimming Pool in Sofia (2016).