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Karla Hiraldo Voleau: Another Love Story

4. Februar – 16. April, 2023

Die Einzelausstellung Another Love Story von Karla Hiraldo Voleau ist eine Reflexion über das Medium Fotografie und seinen Platz als stummer Zeuge von Liebesbeziehungen in unserer digitalen Gegenwart. Ausgehend von einer erschütternden persönlichen Geschichte präsentiert die Künstlerin eine Reihe von Fotografien und Texten, welche die letzten Monate ihrer Liebesbeziehung zu einem Mann rekonstruieren und ablichten, bevor sie herausfand, dass dieser ein Doppelleben führte. Was tun, wenn man sich in ein <Phantom> verliebt? Und wie gelingt es an die Wahrhaftigkeit von Liebesbeziehungen zu glauben, indem man sich weigert, das Opfer der Geschichte zu sein?
Karla Hiraldo Voleau beschloss, sich die verstörende Erfahrung anzueignen, indem sie verschiedene Momente ihrer Beziehung nachstellte, welche auf die Ästhetik der sozialen Medien rekurrieren. Sie reproduzierte persönliche Fotos, die das Paar in ihrem letzten gemeinsamen Jahr aufgenommen hatte, identisch und inszenierte hunderte von Bildern mit Hilfe eines Schauspielers neu, einem Doppelgänger ihres Lebensgefährten, den sie für das Projekt engagiert hatte. Die so entstandenen Bilder lichten nicht die Wirklichkeit der Beziehung ab, sondern stellen unsere Projektionen und Wünsche in Frage und zeigen, dass das Gefühl der Liebe in Zeiten der Selbstoptimierung und Hyper-Sichtbarkeit letztlich schwer fassbar bleibt – ein Zeitalter, das nach der Soziologin Eva Illouz durch seine « kalten Intimitäten » charakterisiert werden kann. Das Scheitern sozialer Bindungen ist nach Illouz eng mit dem zeitgenössischen Kapitalismus verbunden, der durch Praktiken der Unverbindlichkeit und des sich nicht Einlassens gekennzeichnet ist. Praktiken, welche den schnellen Rückzug aus einem Vorhaben, die Ausrichtung auf Marktwert und den Bruch von Loyalitäten ermöglichen. Das fotografische Werk von Karla Hiraldo Voleau spiegelt somit letztlich auch die Instrumentalisierung der Liebe sowie ihre Oberflächlichkeit im Zeitalter von Internet, sozialen Medien und Neoliberalismus wider, wobei die Künstlerin die problematischen Mechanismen offenlegt und gleichzeitig unterwandert.

Karla Hiraldo Voleau, geboren 1992, ist eine französisch-dominikanische Künstlerin, die in Lausanne und Paris lebt und arbeitet. Sie machte 2018 ihren Master in Fotografie an der ECAL und veröffentlichte 2019 ihr Fotobuch «Hola Mi Amol ». Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in ganz Europa gezeigt, darunter ihre letzte Einzelausstellung im Maison Européenne de la Photographie in Paris (2022), Art Basel (2022) und Foam Amsterdam (2020).

Eine Kollaboration mit dem Studio des Maison Européenne de la Photographie, Paris.

Mit großzügiger Unterstützung von Pro Helvetia und dem Kanton Bern.

Kuratiert von Jana Johanna Haeckel

Veranstaltungen

Öffentliche Führungen mit Karla Hiraldo Voleau, Nicolas Polli und Jana J. Haeckel: Donnerstag, 2.3.2023, 18:00 (fr/dt).

Künstler:innengespräch, Lesung und Performance mit Karla Hiraldo Voleau, Nicolas Polli und Jenny Rova, Samstag, 8.4.2023, 16:00 (fr/dt/en)

 

Bild © Thalles Piaget

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